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AutorenbildEstner Andreas

Von 28 auf 11: Andreas Estner mit irrer Aufholjagd bei Formel 3 in Le Castellet

Aktualisiert: 3. Juli 2019

Was für eine Aufholjagd: Von Platz 28 gestartet hat sich Andreas Estner im Formel 3-Rennen in Le Castellet bis auf Rang 11 nach vorne überholt - und fast seinen ersten Punkt geholt.


Wall/Le Castellet – Der Motorsport hat schon einige spektakuläre Aufholjagden erlebt: Am 27. März 1985 etwa pflügten sich die beiden McLaren-Ford-Piloten John Watson und Niki Lauda im Formel-1-Rennen in Long Beach (USA) von den Startplätzen 22 und 23 einmal quer durchs Feld zum Doppelsieg. Michael Schumacher legte im Regen von Spa-Franchorchamps (Belgien) in seinem Benetton-Renault 1995 eine nicht minder beeindruckende Fahrt von Rang 16 auf eins hin. 2012 schließlich raste Sebastian Vettel in seinem Red Bull in Abu Dhabi in einem Husarenritt von Platz 24 zum Sieg.

Ganz so weit nach vorne hat es Andreas Estner im Formel-3-Rennen in Le Castellet (Südfrankreich) zwar nicht geschafft. Doch auch er hat sich – wie früher zu Kart-Zeiten – als Überholkönig präsentiert: Der Waller startete im Wagen des Jenzer Motorsport-Teams auf Platz 28. Die Ziellinie überquerte der 18-Jährige als Elfter. Um ein Haar hätte Estner damit seinen ersten WM-Punkt geholt – als bester Deutscher im erst zweiten Formel-3-Wochenende seiner Karriere.

Begonnen hatte die Mission auf dem Circuit Paul Ricard aber alles andere als nach Wunsch. „Obwohl sich das Auto nicht so schlecht angefühlt hat, war es sehr schwer für mich und meine Teamkollegen, eine schnelle Runde zu fahren“, erzählt Estner. Das Ergebnis: Startplatz 28. „Eine enttäuschende Quali“, findet Estner.

Andererseits aber auch die Grundlage für ein spektakuläres erstes Rennen. Nach einem schleppenden Start brachte der 18-Jährige seine Reifen auf dem Kurs mit seinen vielen schnellen Kurven auf Temperatur. In der zweiten Hälfte des Rennens fuhr Estner seinen größtenteils deutlich routinierteren Konkurrenten regelrecht um die Ohren. Nur sechs Zehntelsekunden fehlten ihm am Ende auf Platz zehn und damit seinen ersten WM-Zähler. Dennoch strahlte er nach dem Abnehmen seines Helms mit der südfranzösischen Sonne um die Wette: 17 Positionen in 20 Runden hatte er gutgemacht – mehr als der große Michael Schumacher 1995 in Spa.

Dieses Kunststück wiederholte Estner im zweiten Rennen – allerdings eher unfreiwillig. Denn am Start kam er in der ersten Kurve zu weit nach außen, verlor Grip und fiel damit wieder um zehn Plätze auf Rang 21 zurück. Es dauerte ein bisschen, bis seine Reifen wieder sauber und im richtigen Temperaturfenster waren. Dann jedoch zündete Estner seine zweite Aufholjagd des Wochenendes. Erneut schnupperte er förmlich an den Punkten. Ein Wimpernschlag von sechs Hundertstelsekunden fehlte diesmal auf Rang zehn.

Als der Adrenalinschub abgeflaut war, analysierte Estner gewohnt nüchtern und professionell seine Leistung. „Im Vergleich zu Barcelona war dies ein großer Schritt in die richtige Richtung. Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit den Fortschritten, die wir an diesem Wochenende gemacht haben.“

Gleichzeitig ging der Blick des ehrgeizigen Nachwuchsrennfahrers bereits nach vorne. „Mit einer besseren Quali können wir in den nächsten Rennen sogar ein paar Punkte holen.“ In Spielberg ist dieser Plan nicht aufgegangen (siehe Kasten). Estner verlor hier durch ein technisches Problem wertvolle Trainingszeit.

Dennoch hat der Waller in den vergangenen Wochen bewiesen, dass er es mit der extrem starken Konkurrenz in der Formel 3 mithalten kann. Viele der anderen Fahrer seien im Förderprogramm eines großen Rennstalls wie Ferrari, Red Bull oder Renault und könnten auf zig Testtage auf realen Rennstrecken zurückblicken, erklärt Estners Mama Margarethe. Andreas hingegen trainiere zuhause am Simulator – neben Ausbildung und Studium. Dass er trotzdem schon jetzt um die Punkte mitkämpfen könne, sei mehr als bemerkenswert: „Das hätten wir uns nie träumen lassen.“

Technische Probleme in Spielberg

Die gute Nachricht wäre: Andreas Estner hat auch in Spielberg eine ganze Reihe an Autos überholt. Dass der Formel-3-Pilot aus Wall mit seinem Wochenende in der Steiermark dennoch nicht ganz so glücklich ist, liegt an seinem Startplatz: Als 27. musste Estner das erste Rennen aufnehmen. Die Ursache: unverschuldeter Trainingsrückstand. 

Wegen eines technischen Problems musste der 18-Jährige sein Fahrzeug im Freien Training nach nur wenigen Runden – noch dazu auf alten Reifen – abstellen. Damit fehlte ihm für das Qualifying das entscheidende Gefühl einer schnellen Runde und die Möglichkeit, richtig attackieren zu können. In Rennen eins machte Estner das beste aus seinem Startplatz und verbesserte sich auf Platz 23, Rennen zwei beendete er als 20.. Dass es nicht noch weiter nach vorne ging, lag nicht zuletzt am ruppigen Fahrstil mancher Konkurrenten. Gleich mehrfach rempelten diese Estner von der Strecke. 

Der 18-Jährige lässt sich nicht beirren: „In Silverstone schlagen wir zurück.“


Text: Sebastian Grauvogl

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