Rennfahrer Andreas Estner hat bei indischen MRF-Challenge in Bahrain mit drei Podestplätzen überzeugt. Der nächste logische Schritt wäre nun ein Cockpit in der Formel 3.
Wall/Bahrain – Im Handgepäck für den Rückflug hatte Andreas Estners Ausbeute in Bahrain keinen Platz. Drei Pokale holte sich der Rennfahrer aus Wall beim zweiten Wochenende in der indischen MRF-Challenge. Er wurde Erster, Zweiter und Dritter und war damit ein Dauergast auf dem Podium der Formel-1-Strecke Sakhir Circuit des Inselstaats im persischen Golf.
Schon die Trainings verliefen mit den Plätzen vier und drei vielversprechend für den 18-Jährigen. Im Qualifying machte Estner dann den nächsten Schritt und stellte seinen Formel-2000-Renner auf Startplatz zwei. Sein jüngerer Bruder Sebastian wurde Zehnter. Damit war das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Direkt am Start überrumpelte Andreas Estner den Führenden und gab den Platz an der Spitze bis zur Zielflagge nicht mehr her. Mit geballter Siegerfaust marschierte Estner dann stolz aufs Podium, wo sonst die Formel-1-Piloten ihre Trophäen entgegennehmen.
Deutlich mehr zu kämpfen hatte der Waller im zweiten Rennen. Aufgrund der Reverse-Grid-Regelung (die Positionen der sechs Bestplatzierten werden getauscht) startete er vom Platz sechs. Prompt musste er wegen einer Kollision vor ihm stark bremsen, verlor wertvollen Boden und fiel auf den vorletzten Platz zurück. Doch Estner steckte den Kopf nicht in den Wüstensand und fuhr noch auf Rang sieben nach vorn.
Zurück auf dem Podium war Estner dann in den Rennen drei und vier. In Ersterem brachte er seinen Startplatz zwei ins Ziel, in Letzterem überholte er von Position fünf aus zwei Konkurrenten und machte damit als Dritter den Pokalsatz perfekt. Gerne hätte der 18-Jährige im fünften Rennen sein Abo auf die Podestplätze verlängert, doch seine Reifen machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Da seine Gummis schon ein paar Runden mehr auf dem Buckel hatten als die seiner Gegner, konnte Estner seinen Startplatz drei nicht verteidigen und wurde mit stumpfen Waffen Fünfter. Sein Bruder Sebastian schaffte es in den Rennen drei und vier jeweils auf Platz und im fünften Lauf auf Rang elf.
In der Gesamtwertung der MRF-Challenge liegt Andreas Estner nun mit 124 Punkten auf Platz drei hinter Max Defourny aus Belgien (201 Punkte) und Jamie Chadwick aus England (183). Anfang Februar will Estner seinen Kontostand beim dritten und letzten Lauf in Chennai (Indien) weiter aufpolieren. Parallel dazu liegt sein Augenmerk auf dem Sommer. Wie berichtet, ist Estner in der Formel 4 – anders als sein Bruder – mit drei absolvierten Saisons nicht mehr startberechtigt. Der nächste logische Schritt wäre nun ein Cockpit in der Formel 3. Doch das kostet jede Menge Geld und ist ohne finanzstarke Sponsoren kaum zu bekommen.
Dass er es mit seinem Talent auf jeden Fall verdient hätte, zeigte Estner bei zwei Tests in Spanien. In Barcelona saß er in einem Euroformula Open Auto von RP Motorsport (Italien) und in einem European Masters Auto von Van Amersfoort Racing (Niederlande) und brannte am zweiten Tag prompt die schnellste Zeit in seiner Kategorie in den Asphalt. In Valencia reichte es sogar zur Tagesbestzeit, wobei Estner auch hier für das Van-Amersfoort-Team und noch für den deutschen Rennstall Motopark Academy testete. Das Ziel ist also gesetzt für 2019: Andreas Estner will in die Formel 3. Nicht nur die starken Zeiten bei den Tests, sondern auch die Pokale aus Bahrain machen Mut.
Text: Sebastian Grauvogl
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