Ein schwieriges weil unfallträchtiges Italien-Wochenende liegt hinter Andreas und Sebastian Estner. Doch die Rennfahrer-Brüder aus Wall sammelten in Monza trotzdem Punkte.
Wall/Monza – Teamwork auf der Rennstrecke findet für gewöhnlich allenfalls in der Box statt. Draußen auf der Strecke sind die Fahrer Einzelkämpfer, Rivalitäten auch innerhalb eines Rennstalls keine Seltenheit. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke im italienischen Monza ist Kooperation hingegen eine Voraussetzung für den individuellen Erfolg – zumindest in der Zeitenjagd im Qualifying. Weil auf den langen Geraden jedes km/h an Höchstgeschwindigkeit zählt, geben sich Teamkollegen gerne Schützenhilfe in Form von Windschatten.
Im Qualifying des Euroformula Open am vergangenen Wochenende hatten das auch Andreas und Sebastian Estner aus Wall vor. Und es gelang den Rennfahrer-Brüdern, die für das niederländische Van Amersfoort Team starten, anfangs richtig gut. Immer wieder setzten sie sich abwechselnd an die Spitze, kämpften um die Pole Position mit. Am Ende reichte es dafür nicht ganz. Die Brüder stellten ihre Boliden auf die Startplätze fünf (Sebastian) und sechs (Andreas). Die Spitze markierte – einmal mehr – der Chinese Yifei Ye.
Der setzte sich dann im ersten Rennen auch schnell vom Rest des Feldes ab. Im Kampf um Platz zwei ging es allerdings hoch her – zum Leidwesen von Sebastian Estner. Der wurde in eine Kollision in der zweiten Schikane verwickelt, musste mit beschädigtem Auto an die Box zurückhumpeln und überquerte am Ende mit einer Runde Rückstand die Ziellinie. Doch auch für seinen älteren Bruder ging es vom sechsten Rang aus nicht mehr weiter nach vorne.
Reichlich spektakulär verlief dann Rennen Nummer zwei. Andreas Estner führte zwischenzeitlich sogar das Feld an, geriet dann aber mit Dauersieger Ye aneinander. Ergebnis: Ye büßte lediglich ein kleines Stück seines Frontflügels ein, Estner schlitzte sich durch die Berührung hingegen einen Reifen auf. Nach einem Not-Boxenstopp waren alle Chancen auf eine Top-Platzierung dahin und Estner kam mit zwei Runden Rückstand als Neunter und Letzter ins Ziel. Noch schlimmer kam es für seinen Bruder Sebastian. Der nahm einen Randstein in der Della Roggia-Schikane zu hart, wurde ausgehoben und krachte in die Streckenbegrenzung – das Aus.
Zumindest ein kleines bisschen Wiedergutmachung betrieben die Brüder in Rennen drei. Andreas Estner verpasste das Podium mit einem Rückstand von weniger als sieben Zehntelsekunden auf den Drittplatzierten Niklas Krütten nur knapp, Sebastian Estner lieferte mit Rang acht eine solide Leistung ab.
Beim Blick auf die Gesamtwertung zeigt sich aber, dass die Estners kein optimales Monza-Wochenende hatten. Andreas liegt zwar mit 97 Punkten noch auf Meisterschaftsplatz drei, aber Sebastian musste in der Rookie-Wertung deutlich Federn lassen und rutschte auf Rang drei ab. Die Versöhnung mit Italien ist allerdings bereits am kommenden Wochenende möglich. In Mugello, wo kürzlich auch die Formel 1 coronabedingt erstmals Station gemacht hat, können sich die Brüder erneut beweisen. Geht es nach ihnen, dürften die Rennen in der Toskana aber gerne etwas unspektakulärer – sprich unfallärmer – verlaufen. Denn wie in der Königsklasse gilt auch im Euroformula Open: Jede Berührung ist eine zu viel.
Die Gesamtwertung 1. Yifei Ye (219 Punkte), 2. Lukas Dunner (110), 3. Andreas Estner (97), 9. Sebastian Estner (56). Rookie-Wertung: 1. Niklas Krütten (74), 2. Zane Malony (55), 3. Sebastian Estner (54).
Text: Sebastian Grauvogl
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