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AutorenbildEstner Andreas

Familiäre Meisterfeier

Warngau/Hahn – Besser geht's nicht: Andreas und Sebastian Estner beenden den Rhein-Main-Kart-Cup auf Platz eins und zwei. Andreas Estner  wurde aufgrund des Erfolgs nun zum Weltfinale eingeladen.

Ein echtes Siegerteam: (ab 2.v.l.) Sebastian und Andreas Estner mit Papa und Mechaniker Franz und Bob Oude Essink Nijhuis (l.), der für Sebastian schraubt.© kn
Ein echtes Siegerteam: (ab 2.v.l.) Sebastian und Andreas Estner mit Papa und Mechaniker Franz und Bob Oude Essink Nijhuis (l.), der für Sebastian schraubt.© kn

Auch wenn es von außen nicht immer so aussieht: Rennfahren ist ein Mannschaftssport – und bei den Estners aus Vorderthalham sogar ein echtes Familienunternehmen. Andreas und Sebastian Estner heizen mit ihren Karts über die Rennstrecken, Papa Franz schraubt am Setup, Mama Margarethe schmeißt zuhause den Betrieb. Auch der Rhein-Main-Kart-Cup war in dieser Saison fest in Familienhand. Andreas und Sebastian Estner dominierten die Konkurrenz fast nach Belieben. Beim Finale auf dem Hunsrückring in Hahn haben sie nun den Titel endgültig nach Vorderthalham geholt. Andreas (15) ist der neue Meister, sein Bruder Sebastian (13) Vize-Champion. Und auch beim letzten Rennen der Saison raste wieder ein Estner als Erster über die Ziellinie – diesmal aber Sebastian.

Nicht etwa, weil Andreas seinem jüngeren Bruder galant den Vortritt gelassen hätte. Nein, so weit geht der Familienzusammenhalt auf der Rennstrecke dann auch wieder nicht. Stattdessen war es der Defektteufel, der Andreas Estner ausbremste. Nach Platz zwei in der Qualifikation übte er im Prefinale zuerst mächtig Druck auf den Führenden aus. Doch dann wurde er plötzlich immer langsamer. In Runde sechs musste der 15-Jährige sein Kart endgültig abstellen. Dafür rückte sein Bruder Sebastian den Ruf der Estners wieder gerade und kämpfte sich mit spektakulären Überholmanövern von Startplatz fünf auf Rang zwei nach vorne.

Doch noch vor dem Start ins Finale ereilte auch Sebastian Estner das Pech. Erst fuhr ihm der Erstplatzierte ins Kart, dann kam auch noch ein Frühstart hinzu. Der 13-Jährige wurde damit um vier Positionen zurückgestuft. Das störte ihn aber nicht weiter. In souveräner Manier arbeitete er sich im Rennverlauf zurück an die Spitze. Sein Bruder Andreas tat es ihm gleich. Er musste aufgrund seines Ausfalls im Prefinale sogar vom letzten Platz starten. Was dann folgte, war für die Konkurrenz ein fast schon erschreckend klarer Fingerzeig. Andreas Estner pflügte sich fehlerfrei durchs Feld und wurde als Zweiter abgewunken. In der Tageswertung, die sein jüngerer Bruder für sich entscheiden konnte, landete er damit auf Platz fünf. Und trotzdem durfte er sich am Ende des Tages als Sieger fühlen – der Cup-Titel war ihm nämlich nicht mehr zu nehmen.

Keine zwei Wochen später reckte der 15-Jährige an selber Stelle den nächsten Pokal in die Luft: den des Vizemeisters in der Rotax Max Challenge Germany. Und auch hier hatten die Estners wieder ein turbulentes Wochenende zu bewältigen. Zumindest für Andreas lief es zuerst noch nach Plan. Er verteidigte seinen zweiten Platz aus dem Qualifying in den beiden Heats und musste erst im Prefinale aufgrund eines Neustarts nach zwischenzeitlichem Rennabbruch eine Position abgeben.

Sebastian Estner ereilte dagegen bereits in der Qualifikation ein schleichender Plattfuß, der ihm den letzten Startplatz für die Heats einbrockte. Hier bewies der 13-Jährige jedoch einmal mehr Nervenstärke und kämpfte sich insgesamt auf Rang neun nach vorne. Im Prefinale machte er nochmal einen Satz und landete auf Platz sieben.

Umgekehrte Vorzeichen dann im Finale. Andreas kam am Start gut weg und eroberte sich in Runde zwei sogar die Führung. Die verteidigte er auch, bis er sechs Umläufe vor Schluss vom bis dato Drittplatzierten abgeschossen wurde. Dieser hatte sich beim Überholen verkalkuliert und fuhr quer über Estners Kart. Die Folgen waren gravierend. Das gesamte Kart wurde bei dem Aufprall stark verbogen, die Lenksäule zeigte komplett nach oben und der Kühler war weggerissen.

Trotz dieses ärgerlichen und unnötigen Zwischenfalls bewahrte der 15-Jährige einen kühlen Kopf und kämpfte sich auf Platz drei ins Ziel. Vor ihm landete sein Bruder Sebastian, der dank seiner schnellen Reaktion der Unfallstelle von Andreas gerade noch rechtzeitig ausgewichen war und sich zwischenzeitlich sogar an die Spitze des Feldes gesetzt hatte. Damit war ihm am Ende auch der sechste Platz in der Gesamtwertung sicher.

Andreas Estner steht der Höhepunkt seiner jungen Karriere hingegen noch bevor: Er wurde überraschend zum Rotax Max Grand Final vom 8. bis 14. November in Portimao in Portugal eingeladen. „Das ist der absolute Hammer“, sagt Mama Margarethe stolz. „Da kommen nur die weltbesten Kartfahrer hin.“ 288 Teilnehmer rasen heuer in vier Kategorien um die begehrten Titel. Andreas Estner darf Deutschland in der Junior-Klasse vertreten.

Es ist der perfekte Abschluss der ersten vollen Kartsaison der schnellen Brüder aus Vorderthalham. Und ein Beweis, wie eine Familie mit Benzin im Blut diesen heiß umkämpften Sport aufmischen kann. In gewisser Weise haben die Estners ihre Titel übrigens auch ihren Lehrern am Gymnasium und der Realschule Miesbach zu verdanken: Diese haben ihnen immer wieder großzügig freigegeben. Wer weiß: Vielleicht haben sie ja einen zukünftigen Weltmeister im Klassenzimmer sitzen.

Sebastian Grauvogl

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