Die Waller Rennfahrer-Brüder Andreas und Sebastian Estner haben beim Auftakt der Euroformula gehalten, was sie in den Trainings versprochen haben: Sie standen gemeinsam auf dem Podest.
Budapest/Wall – Auch wenn es durch den Mundschutz nicht zu sehen war: Mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht nahmen Andreas und Sebastian Estner ihre Pokale in Empfang. Die Rennfahrer-Brüder aus Wall, die beide für das niederländische Van Amersfoort-Team an den Start gehen, haben beim ersten Wochenende des Euroformula Open auf dem Hungaroring (Ungarn) gehalten, was sie versprochen hatten. Nach Bestzeiten in den Trainings fuhren sie in den Rennen vorne mit – und standen sogar gemeinsam auf dem Podium. Andreas wurde zweimal Zweiter, Sebastian einmal Dritter und einmal Fünfter.
Spätestens nach dem ersten Qualifying war klar, dass die beiden Waller ein Wörtchen um das Stockerl – und vielleicht sogar den Sieg – mitreden würden. Andreas Estner stellte seinen Boliden auf Platz zwei, Sebastian auf die Drei. Nur der Chinese Yifei Ye war schneller. Wenig überraschend für die Estners, die den früheren Renault Academy-Fahrer, der 2019 wie Andreas Estner in der FIA Formel 3 fuhr, bereits auf dem Zettel hatten. „Das ist der Mann, den es zu schlagen gilt“, sagt Andreas Estner.
Sebastian Estner mit besserem Start
Beim Start verteidigten die Estner-Brüder ihre Positionen, Andreas wehrte eine Attacke seines Bruders erfolgreich ab. In der Folge jagte er Ye, während er seinerseits Sebastian im Nacken hatte. Da der Hungaroring wegen seiner vielen Kurven zu den überholarmen Strecken gehört, pendelten sich die Abstände mit fortlaufender Renndauer ein. Die Waller Brüder brachten ihre Podestplätze ungefährdet ins Ziel, mussten aber auch Ye mehr und mehr ziehen lassen. Durch die hohen Kurvengeschwindigkeiten der Dallara 320-Boliden sei ein Überholen nur möglich, wenn man deutlich schneller sei als sein Vordermann, erklärt Andreas Estner und fügt an: „DRS haben wir ja leider nicht.“
Estner-Brüder mit Ergebnis äußerst zufrieden
Im zweiten Rennen fanden sich die Estners zunächst in der gleichen Ausgangsposition: Andreas startete als Zweiter, Sebastian direkt hinter ihm, die Pole Position gehörte wiederum Ye. Auch der Start war nahezu identisch. Sebastian kam wieder etwas besser weg, dann allerdings touchierte Konkurrent Ido Cohen seinen Hinterreifen und Estner fiel auf Platz sechs zurück. Die Rennleitung sah keine Notwendigkeit für eine Strafe. Estner steckte nicht auf, hing aber lang hinter dem Kolumbianer Manuel Maldonado fest. Im Ziel reichte es so nur für Platz fünf, während Andreas erneut Zweiter hinter Ye wurde.
Den leichten Leistungsabfall im Vergleich zu den Tests und Trainings erklärt Andreas Estner mit der Strecke. Durch die GT-Autos, die an diesem Wochenende ebenfalls auf dem Hungaroring unterwegs waren, habe sich der Grip verändert. „Dadurch waren unsere Autos plötzlich instabil.“ Insgesamt sind die Brüder aber zufrieden mit ihrer Leistung. „Auch wenn wir natürlich lieber ganz oben auf dem Podium gestanden wären“, sagt Andreas Estner.
Trotzdem haben sich die Estners zu potenziellen Titelkandidaten erhoben. Doch sie müssen aufpassen, dass ihnen Ye nicht enteilt. Der Chinese hat mit 54 Punkten bereits 18 Zähler Vorsprung auf Andreas Estner (36) und 29 auf Sebastian (25), der in der Rookie-Wertung knapp hinter Zane Maloney (27) liegt. Andreas Estners Blick geht derweil in Richtung Südfrankreich. Vom 20. bis 23. August schlägt das Euroformula Open in Le Castellet ihre Zelte auf. „Da wollen wir noch stärker auftreten.“
Text: Sebastian Grauvogl und und Sebastian Schuch
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