Auch im Winter schweigen die Motoren nicht. Die Rennfahrer Andreas und Sebastian Estner aus Wall starten in der indischen MRF Challenge. Der Auftakt verlief vielversprechend.
Dubai/Wall – Während der Rennsport in Europa langsam aber sicher in den Winterschlaf geht, bleiben Andreas (18) und Sebastian Estner (16) voll im Wachmodus. Sie starteten in Dubai erstmals in der MRF Challenge. Neuland für die beiden Brüder aus Wall. Doch sie ließen sich vom Wüstensand nicht ausbremsen und zeigten, dass sie auch mit den im Vergleich zur Formel 4 schnelleren Boliden gut zurechtkommen. Andreas Estner gelang in Rennen drei sogar der große Coup: Er fuhr von Startplatz drei aus zum ersten Sieg.
Als schnellste Rennserie Indiens vermarktet sich die MRF Challenge, die vom gleichnamigen Reifenhersteller 2012 ins Leben gerufen wurde. Das Chassis der baugleichen Autos stammt aus der italienischen Rennwagenschmiede Dallara, der Motor mit 230 PS und 2,0 Litern Hubraum vom britischen Hersteller Mountune Racing. Die Fahrzeuge werden damit bis zu 240 Stundenkilometer schnell und können es anhand ihrer Leistungsdaten durchaus mit der Formel 3 aufnehmen. Ausgetragen werden die 15 Rennen in Dubai, Bahrain und Chennai (Indien), pro Strecke stehen also fünf Läufe an. Zwölf Fahrer aus Europa, Asien und Australien sitzen in den Cockpits.
Für Andreas und Sebastian Estner lautete das Motto beim Auftakt in Dubai erst mal: lernen, lernen, lernen. „Wir sind mit so einem Auto ja noch nie gefahren“, sagt Andreas Estner. Doch mit jeder Runde mehr auf dem 5,4 Kilometer langen Dubai-Autodrom mit seinen 16 Kurven schossen sich die beiden Brüder besser ein, knabberten weitere Zehntelsekunden von der Stoppuhr ab. Im Qualifying war Andreas Estner mit Platz drei bereits unter den Top-Fahrern angekommen. Sebastian hatte Pech. Der Seitenkasten seines Rennwagens war locker und zwang ihn zu einem frühen Stopp und damit auf den elften Startplatz.
Als die Ampel dann im ersten Rennen auf Grün schaltete, zeigte sich eine weitere Tücke der für die Estners neuen Autos. „Die Kupplung war sehr schwierig zu bedienen und wir haben beide fast unseren Motor abgewürgt“, erklärt Andreas Estner. Kein Wunder bei so wenig Übung. Für den älteren der Brüder der Auftakt in ein verkorkstes Rennen. In Runde zwei rammte ihn ein Kontrahent von hinten und bescherte ihm so einen platten Reifen. Als Vorletzter und mit einer Runde Rückstand quälte sich Andreas Estner dann ins Ziel. Hoffnung machte die Leistung von Sebastian, der sich bis auf Rang sieben nach vorne arbeitete.
Genau die gleiche Leistung gelang Andreas in Rennen zwei, während sich Sebastian mit Platz neun zufriedengeben musste. Im dritten Lauf (hier errechnete sich die Startaufstellung aus den zweitschnellsten Quali-Runden) schlug dann die Stunde von Andreas Estner. Als Dritter gestartet bremste er gleich in der ersten Kurve die beiden vor ihm Fahrenden aus, arbeitete sich in nur zwei Runden einen komfortablen Vorsprung von drei Sekunden heraus. „Den habe ich dann bis ins Ziel verwaltet“, erzählt Andreas Estner stolz. Ein großer Moment für den 18-Jährigen, hatte er doch seit Kart-Zeiten nicht mehr ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Sein Bruder fuhr erneut von Platz elf auf vier nach vorne.
Die Eigenheiten Dubais musste Andreas Estner dann im vierten Lauf erfahren. Zwar überholte er von Startplatz sechs aus in nur einer Runde drei Autos, verteidigte dann aber zu viel und kam dabei von der Ideallinie ab. Was auf europäischen Strecken nur ein paar Zehntel kostet, hatte in der Wüste gravierende Folgen. Der Sand klebte auf den Reifen, Andreas Estner verlor spürbar an Grip und büßte so seine gewonnen Plätze wieder ein. Sebastian Estner fiel von Startplatz sieben auf Rang acht zurück. Auch im fünften Rennen lief es für Andreas nicht nach Plan. Er erwischte von Platz drei aus einen schlechten Start, der ihn direkt vier Positionen kostete. Dennoch betrieb er mit Rang fünf am Ende noch Schadensbegrenzung. Sein Bruder Sebastian überquerte einmal mehr als Siebter die Ziellinie.
In den Winterschlaf geht es für die Estners auch nach Dubai nicht. Schon am 6. Dezember starten sie auf dem Formel-1-Kurs in Bahrain. Was sich die Waller Brüder vom Nikolaus wünschen, ist klar: möglichst viele Pokale.
Text: Sebastian Grauvogl
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